Von den lebendigen Straßen Bamedas bis zu den renommierten Jazz-Bühnen Europas war meine Trompete stets mein Kompass und mein treuer Begleiter. Ich lade Sie ein, das rhythmische Gewebe meines Lebens zu entdecken – dort, wo afrikanische Wurzeln mit der universellen Sprache des Jazz verschmelzen und Musik entsteht, die direkt zur Seele spricht.
Ich wurde am 15. November 1974 in Bamenda, Kamerun, geboren – in einem Zuhause, in dem die Musik wie ein stetiger Fluss durch alle Räume strömte. Mein Vater, Solotrompeter im Nationalorchester Kameruns, war mein erster Mentor. Unbewusst legte er den Grundstein für die Leidenschaft, die mein Leben prägen sollte. Als Kind saß ich oft gebannt bei seinen Proben, sog jede Note auf und spürte, wie die Kraft der Musik durch meine Adern floss.
Meine formale musikalische Ausbildung begann an der Government Bilingual High School in Yaoundé. Dort trat ich nicht nur der Schulband bei, sondern wurde bald deren Leiter und Präsident des Musikclubs. Gleichzeitig gründete ich das MEDIUM JAZZ Forum und mein erstes Ensemble, das Medium Jazz Quintett – frühe Schritte auf einer Reise, die mein Leben bis heute prägt.
Meine Heimatstadt Bamenda, eingebettet in die sanften Hügel der Nordwestregion Kameruns, bot mir die Kulisse für meine ersten musikalischen Erinnerungen und Inspirationen.
Diese prägenden Jahre in Kamerun waren nicht nur eine Zeit, in der ich ein Instrument beherrschte – sie waren eine Phase der Entdeckung meiner eigenen, einzigartigen Stimme. Mit jedem Auftritt lernte ich, das reiche kulturelle Erbe afrikanischer Rhythmen mit der improvisatorischen Freiheit des Jazz zu verweben. Der warme Zuspruch des Publikums ermutigte mich, Grenzen zu überschreiten und mit Formen und Klängen zu experimentieren, die später zu meinem Markenzeichen werden sollten.
Die lebendigen Farben, Klänge und Geschichten Afrikas prägten mein Spiel zutiefst und schufen ein Fundament, das mich bis heute begleitet – auch auf den Wegen, die mich weit von meiner Heimat führten. Diese frühen Erfolge waren von großer Bedeutung, zugleich aber nur ein Vorspiel zu dem sinfonischen Abenteuer, das noch vor mir lag.
Dann kam jener Moment, der den Verlauf meiner musikalischen Reise für immer verändern sollte: Ich erhielt ein DAAD-Stipendium, um an der renommierten Hochschule für Musik und Tanz in Köln bei Professor Manfred Schoof zu studieren. Für einen jungen Musiker aus Afrika fühlte sich diese Gelegenheit beinahe unwirklich an – ein Traum, der direkt vor meinen Augen Gestalt annahm.
Ich kam nach Europa, nicht nur mit meiner Trompete, sondern auch mit einem Schatz an Träumen und dem tiefen Wunsch, Welten zu verbinden. Mein Ziel war klar: die afrikanischen Wurzeln meiner Musik mit der universellen Sprache des Jazz zu verknüpfen und etwas zu schaffen, das Menschen über kulturelle Grenzen hinweg berührt. Der Übergang von den warmen, rhythmischen Klanglandschaften Kameruns in die strukturierte, technisch anspruchsvolle Umgebung eines europäischen Konservatoriums war zugleich herausfordernd und beflügelnd.
Professor Schoof wurde mehr als nur ein Lehrer; er war ein Leitstern, der mir half, meine Technik zu verfeinern, ohne dabei meine einzigartige Stimme zu verlieren. Unter seiner Anleitung lernte ich, meine rohe Leidenschaft durch diszipliniertes Üben zu kanalisieren, meinen musikalischen Wortschatz zu erweitern und dennoch meiner Essenz treu zu bleiben. Das Konservatorium eröffnete mir neue Theorien, Herangehensweisen und Begegnungen mit Musikerinnen und Musikern, deren vielfältige Perspektiven meinen eigenen Blick bereicherten.
Diese Phase der formalen Ausbildung bedeutete nicht, mein afrikanisches Erbe hinter mir zu lassen, sondern vielmehr, die Werkzeuge zu erlangen, um es noch ausdrucksstärker zu entfalten. In den Kopfsteinpflasterstraßen und historischen Konzertsälen Kölns fand ich keinen Ersatz für meine Heimat, sondern eine zusätzliche Heimat – einen Ort, an dem sich das nächste Kapitel meiner musikalischen Geschichte entfalten konnte.
Was meinen Sound einzigartig macht, ist nicht nur die Kombination dieser Einflüsse, sondern wie sie durch die Linse meiner persönlichen Reise verwandelt wurden. Wenn ich spiele, hört man vielleicht Anklänge kamerunischer Volksmelodien, verwoben mit Bebop-Phrasen, oder traditionelle afrikanische Rhythmen, die Harmonien tragen, wie man sie in einem New Yorker Jazzclub erwarten würde. Es ist dieses kulturelle Gespräch – dieses musikalische „Code-Switching“ –, das meine künstlerische Identität definiert.
Mit meinem Ensemble möchte ich Musik schaffen, die ihre Wurzeln ehrt und gleichzeitig nach neuen Horizonten strebt. Präzises Schlagzeug, tanzende Basslinien, impressionistische Klaviertexturen und virtuose Bläserarrangements verschmelzen zu einem Klang, der zugleich vertraut und neu ist – eine klangliche Brücke, die Kontinente, Traditionen und Generationen miteinander verbindet.
Meine musikalische Reise wurde durch die Zusammenarbeit mit einigen der angesehensten Persönlichkeiten des Jazz ungemein bereichert. Ich hatte die Ehre, Bühnen und Studios mit Legenden wie Klaus Doldinger zu teilen, dessen wegweisende Arbeit im Jazz-Rock-Fusion-Genre Generationen inspiriert hat; Paul Kuhn, dem Pianisten und Bandleader, der den europäischen Jazz mitprägte; und natürlich meinem Mentor Manfred Schoof, dessen avantgardistischer Ansatz im Trompetenspiel meine eigene Vorstellung von den Möglichkeiten des Instruments erweitert hat.
Diese Kooperationen waren wahre Meisterklassen im musikalischen Dialog – Gelegenheiten, Ideen auszutauschen, bestehende Annahmen zu hinterfragen und als Künstler zu wachsen. Jeder dieser Musiker brachte seine einzigartige Stimme in unsere gemeinsamen Auftritte ein, und im Zusammenspiel unserer unterschiedlichen Herangehensweisen entstand etwas Neues und Schönes.
Meine Trompete hat mich auf Bühnen auf viele Kontinente gebracht, und jeder Auftritt hat neue Farben zu meiner musikalischen Palette hinzugefügt. Ob in historischen Spielstätten des Vereinigten Königreichs, wo Jazz über Generationen aufgenommen und weiterentwickelt wurde, oder bei neuen Zuhörer in unerwarteten Winkeln der Welt – ich habe erfahren, dass Musik wirklich unsere universellste Sprache ist.
Am tiefsten berührt mich bei diesen internationalen Auftritten, zu beobachten, wie verschiedene Kulturen auf dasselbe Musikstück reagieren – die einzigartigen Wege, auf denen Zuhörer unterschiedlichster Hintergründe ihre eigene Bedeutung in Melodien und Rhythmen finden. Diese Erfahrungen bestätigen immer wieder meinen Glauben: Auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen und aus unterschiedlichen Traditionen stammen, teilen wir eine gemeinsame Menschlichkeit, die Musik unmittelbar erreicht und alle Barrieren überwindet.
Neben diesen Höhepunkten hatte ich das Privileg, Bühnen wie die Semperoper Dresden, das Theater Konstanz am Bodensee sowie zahlreiche Jazzclubs und Kulturstätten vielerorts in Europa zu bespielen. Jeder Ort hat seinen eigenen akustischen Charakter und seine eigene Publikumsenergie, was eine subtile Anpassung der Darbietung erfordert – eine Herausforderung, die ich gerne annehme.
Besonders bedeutsam an diesen Festivalauftritten ist die Gelegenheit, nicht nur meine Musik zu teilen, sondern auch neue Einflüsse von Mitwirkenden aufzunehmen. Der Austausch, der hinter den Kulissen und bei spontanen Jam-Sessions stattfindet, pflanzt oft die Samen für zukünftige musikalische Richtungen und hält die Kunstform lebendig und im Wandel.
Im Verlauf meiner Karriere haben Musikjournalist:innen häufig die unverwechselbare Qualität meines Spiels hervorgehoben – wie es gelingt, die Jazz-Traditionen zu ehren und gleichzeitig frische Perspektiven aus meinem afrikanischen Erbe einzubringen. Rezensionen erwähnen oft die Lebensfreude, die meine Auftritte durchzieht – eine Qualität, die ich bewusst kultiviere, als Ausdruck von Dankbarkeit für das Geschenk der Musik.
Im Zentrum all meines Handelns steht die tiefgründige Beobachtung von Louis Armstrong: „What we play is life“ – „Was wir spielen, ist Leben“. Diese einfache, aber kraftvolle Aussage ist mein Leitstern und erinnert mich daran, dass authentische Musik aus gelebter Erfahrung, echten Emotionen und ehrlicher Auseinandersetzung mit der Welt entstehen muss.
Ich lade Sie ein, mich auf diesem fortlaufenden Abenteuer zu begleiten – sei es durch den Besuch eines Konzerts, das Anhören von Aufnahmen oder einfach, indem Sie die Musik zulassen, Sie an Orte zu tragen, die vertraut oder noch unerforscht sind. Denn am Ende sind es nicht nur Noten und Rhythmen, die wir spielen oder hören – es ist das Leben selbst in all seiner wunderbaren Komplexität.
Vielen Dank
Euer Terrence